MORE IS DIFFERENT
Auf relativ kleiner Fläche weist Österreich eine vielschichtige Topographie mit einer entsprechenden Artenvielfalt und zusätzlich hoher Bio-Diversität auf. Diese spezifischen Voraussetzungen der Landschaft und der verantwortungsvolle Umgang mit ihren Ressourcen bilden die thematische Basis der Ausstellung und der Architektur.
Mit dieser durchaus kritischen Perspektive widersetzt sich der Österreichische Beitrag dem aktuellen Trend, Komplexität zugunsten uniformer Machstrategien zu reduzieren und feiert stattdessen die Vielfalt der Arten und den demokratischen Umgang mit allen Ressourcen.
ERLÄUTERUNG ZUR KONZEPTION
Die Leitbegriffe aus dem Ausschreibungstext der Expo für einen zeitgemäßen Auftritt - thematisch, nachhaltig, technologisch, besucherzentriert - werden zu den entscheidenden Parametern der Pavillonarchitektur: Vorgeschlagen wird eine offene, temporäre Struktur, ein Hybrid aus Raum und Garten, das den Besuchern sowohl ein neuartiges Erlebnis der Inhalte bietet als auch eine ungewöhnliche Perspektive auf die komplexe Thematik.
Als gestalterischer Ausgangspunkt wird das topografische Profil Österreichs gewählt, das auf das vorgesehene Grundstück des Expo-Geländes übertragen wird und die Primärkonstruktion des Pavillons bildet. In dieses Tragsystem werden Räume, Mikroräume, Vitrinen, Taschen und Wege integriert, die das Raumprogramm und die Inhalte der Ausstellung aufnehmen.
Die Tektonik des Gebäudes ist permeabel und erzeugt dadurch sichtbar vernetzte Ebenen und fluide Grenzen zwischen Innen und Außen.
Der Besucher erlebt den Pavillon und seine Ausstellung als Garten, mit den Ausstellungsinhalten entsprechend, teils abstrakter, teils natürlicher Bepflanzung.
YOU GOT THE POWER
Die enorme Komplexität und Tragweite des Expo Themas löst bei den Betroffenen, also bei uns allen, das Gefühl aus, als Individuen auf diese globalen Herausforderungen keinen Einfluss zu haben. Das Gegenteil ist der Fall. Gerade in Bereichen wie Ernährung und Energie verfügen wir alle über eine erhebliche Macht, nämlich als Konsumenten, die durch ihre Kaufentscheidungen und ihr Konsumverhalten die Entwicklungen wesentlich beeinflussen. Mit dem programmatischen Motto „You got the Power“ adressiert der Österreichische Beitrag das Bewusstsein des Individuums und die Verantwortung der Produzenten, die Nutzung der vorhandenen Ressourcen aktiv mitzugestalten.
BEST PRACTICE EXAMPLES
Ausgewählte topografische Punkte, anhand derer das Profil für die Pavillon-Architektur entsteht, sind Orte mit besonderer Biodiversität. Ausgehend von diesen spezifischen Orten werden exemplarisch Geschichten erzählt von Produkten und ihrer Herkunft, von Produzenten und ihren Strategien, von Konsumenten und ihren individuellen Methoden. Auf diese Weise entfaltet sich ein Kaleidoskop unterschiedlichster Haltungen, die den Bezug des Individuums zur Landschaft und den ressourcenschonenden Umgang mit dem Lebensraum in den Mittelpunkt stellen.
IDENTIFIKATION, ORIENTIERUNG, INTERAKTION, GENUSS
Durch die exemplarischen Geschichten können sich die Besucher mit den Projekten und den handelnden Personen identifizieren und ihre konkreten Handlungen und Methoden nachvollziehen. Das Format präsentiert implizit die zentrale Haltung des Österreichischen Beitrages, nämlich die Frage nach dem Ursprung aller Produkte und die Nachverfolgbarkeit ihrer Verarbeitung. Dieses Prinzip wird durch den interaktiven Charakter der Ausstellung unterstützt, sowohl durch den Einsatz innovativer Medientechnologie, als auch durch ein reichhaltiges Angebot haptischer Erfahrungen, visueller und lukullischer Genüsse.
Liquid Frontiers, exhibition conception, Wien
Kathrin Aste, Frank Ludin, Ivan Niedermair, Marc Ihle, Benjamin Ennemoser, Allison Weiler